Auch nach vielen Jahren als Ohrenarzt und Chirurg ist es für mich ein Wunder, dass es das biologische Phänomen des Hörens gibt.
Hören verbindet uns mit unserer Umwelt. Leider ist das Gehör nicht bei allen Menschen intakt ausgebildet. Es wird geschätzt, dass ca. 360 Millionen Menschen einen Hörverlust haben – anders gesagt etwa 5% der Weltbevölkerung. Cochlea-Implantate stellen einen wichtigen Fortschritt im Umgang mit einem Hörverlust dar, denn sie koppeln die Klangübertragung an das Gehirn von der Funktion der Hörschnecke (Cochlea) ab.
Auch nach vielen Jahren als Ohrenarzt und Chirurg ist es für mich ein Wunder, dass es das biologische Phänomen des Hörens gibt. Klang ist eine direkte Folge von Bewegungen bzw. Vibrationen, die das Auge nicht sehen kann. Das auditorische System des Menschen ist fein auf diese Vibrationen um uns herum abgestimmt. Die Schallwellen setzen die Flüssigkeit in der Cochlea und infolgedessen die Haarzellen in Bewegung, welche schließlich die Umwandlung von akustischer Energie in elektrische Impulse vollbringen. Die von den Haarzellen erzeugten elektrischen Signale werden vom Hörnerv an den Gehirnstamm und den auditorischen Kortex weitergeleitet. Dieser Prozess verläuft rasend schnell: Zwischen dem Eintritt des Schalls in den Gehörgang bis zu seiner Wahrnehmung durch das Gehirn vergehen weniger als 10 Millisekunden. Im Gehirn werden dann weitere Areale in Anspruch genommen, um die Klänge richtig zu interpretieren. So können wir z.B. unterscheiden, ob die gehörten Klänge uns vor einer Gefahr warnen, die Anwesenheit unserer Kinder oder unsere aktuelle Umgebung anzeigen.
Der Mensch hat zwei spezielle Systeme auf der Grundlage von Klängen entwickelt: Sprache und Musik. Ob es zuerst die Musik oder die Sprache gab, wird wohl nie abschließend geklärt werden können. Sicher ist, dass es sich bei beiden um komplexe Systeme der auditiven Kommunikation handelt, die abstrakte Vibrationsmuster in Bedeutungsträger übersetzen. Alle Kulturen der Menschheit haben Sprache und Musik entwickelt. Im Laufe ihrer Entwicklung wurden diese parallelen Systeme immer mehr auf die Wahrnehmung bestimmter Informationen spezialisiert. In Bezug auf die Sprache wurde die Fähigkeit entwickelt, Gedanken und semantische Bedeutung durch Syntax und gemeinsames Vokabular zu verstehen. In Bezug auf die Musik wurde die Fähigkeit entwickelt, Emotionen und Bedeutung ohne Vokabular und klar definierte Semantik wahrzunehmen.
Die auditive Verarbeitung macht Schall, der unbelebter und abstrakter Natur ist, zu einem zentralen Element der menschlichen Erfahrung. Hören verbindet uns mit unserer Umwelt. Leider ist das Gehör nicht bei allen Menschen intakt ausgebildet. Es wird geschätzt, dass ca. 360 Millionen Menschen einen Hörverlust haben – anders gesagt etwa 5% der Weltbevölkerung. Cochlea-Implantate stellen einen wichtigen Fortschritt im Umgang mit einem Hörverlust dar, denn sie koppeln die Klangübertragung an das Gehirn von der Funktion der Hörschnecke (Cochlea) ab. Den Siegeszug der elektronischen Hörhilfen zu beobachten und daran teilhaben zu dürfen ist wunderbar. Cochlea-Implantate ermöglichen weltweit tausenden Menschen mit hochgradigem Hörverlust wieder zu hören.
Unser Ziel haben wir damit aber noch lange nicht erreicht. Die Anzahl der Personen, die von einer CI-Versorgung profitieren könnten, liegt weit über der Anzahl der tatsächlichen CI-Träger. Cochlea-Implantate leisten Einzigartiges in Bezug auf das Sprachverstehen - Musikhören stellt einen noch höheren Level dar. Musik ist eine wesentlich komplexere Form der auditiven Kommunikation als Sprache. Vor diesem Hintergrund stellt die Musik die höchste Form des Hörens dar. Jemand, der Musik hören kann, kann alles hören. Die wichtigste Lehre, die wir daraus ziehen können, ist, dass wir das höchste Ziel der CI-Versorgung – die vollständige Wiederherstellung des Gehörs – erreichen können, wenn wir uns auf Musik konzentrieren. Denn die Musik kann besser als jede andere Form von Schall, den Weg zu einer elektrischen Nervenstimulation weisen, die dem natürlichen Hören entspricht. Durch unsere Zusammenarbeit mit Patienten, Forschern, Audiologen, Ärzten, Lehrkräften, Hörgeschädigtentherapeuten, Musikern, Chirurgen und vielen anderen Experten auf der ganzen Welt kommen wir diesem Ziel Tag für Tag näher.
Immer mehr Studien belegen, dass die bilaterale Implantation sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen zu besseren Hörergebnissen führt.
Wir sind von Natur aus darauf eingestellt, mit zwei Ohren zu hören. Die bilaterale CI-Versorgung gibt uns die Möglichkeit, dies auch Personen mit beidseitigem Hörverlust zu ermöglichen!
Ich hatte das große Glück, hundertfach den Moment miterleben zu dürfen, an dem ein Cochlea-Implantat eingeschaltet wird, also ein CI-Träger zum ersten Mal wieder etwas hört. Das war immer ein sehr emotionales und bewegendes Erlebnis für den Anwender, seine Familie und den betreuenden Arzt. Für unilaterale Anwender, also Personen, die nur ein CI tragen, repräsentiert die Aktivierung des Cochlea-Implantats den Zugang oder die Rückkehr zur Welt der Klänge. Bilaterale Anwender, also Personen, die zwei CIs tragen, erleben in diesem Moment sehr viel mehr als mit beiden Ohren hören zu können. Für mich ist es immer beeindruckend, wie bilaterale CI-Träger diesen „bilateralen Nutzen“ zum ersten Mal erleben.
Mit zwei Cochlea-Implantaten hört der Anwender Sprache sowohl in Ruhe als auch im Lärm signifikant besser. Und in komplexen Hörsituationen – wie z.B. einem Gruppengespräch in einer sehr lauten Umgebung – erleben bilaterale CI-Anwender unglaubliche Erfolge.12 Die meistbeobachteten und gut dokumentierten Vorteile des bilateralen Hörens umfassen eine bessere Klangwahrnehmung, Sprachverständlichkeit, Klangqualität und Lokalisierung, d.h. die Ortung einer Klangquelle.
Bilaterale CI-Anwender nehmen zudem die Klänge auf beiden Seiten besser wahr, während unilaterale Anwender Mühe haben, die Klänge von der Seite des nicht-implantierten - schlechter hörenden Ohrs - zu hören. Dies bedeutet, dass bilaterale Anwender nicht mehr darauf achten müssen, sich im Auto, im Restaurant oder bei einer gesellschaftlichen Veranstaltung so zu positionieren, dass sie mit dem „guten“ Ohr hören können. Unsere Anwender berichten in der Regel, dass die Klänge durch das Hören in Stereo reicher und voller klingen. Darüber hinaus können wir nur mit zwei Ohren eine Klangquelle lokalisieren. Dadurch können bilaterale Anwender viel besser erkennen, wer in einer Gruppendiskussion gerade spricht oder wo sich ein klingelndes Handy befindet.
Immer mehr Studien belegen, dass die bilaterale Implantation sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen zu besseren Hörergebnissen führt. Wir sind von Natur aus darauf eingestellt, mit zwei Ohren zu hören. Die bilaterale CI-Versorgung gibt uns die Möglichkeit, dies auch Personen mit beidseitigem Hörverlust zu ermöglichen!
Das Cochlea-Implantat bietet Zugang zu allen Frequenzen (von tiefen bis zu hohen Tönen) und Intensitäten (von leisen bis zu lauten Tönen), wenn der Hörverlust so hoch ist, dass ein Hörgerät dies nicht mehr leisten kann.
Das Cochlea-Implantat bietet Zugang zu allen Frequenzen (von tiefen bis zu hohen Tönen) und Intensitäten (von leisen bis zu lauten Tönen), wenn der Hörverlust so hoch ist, dass ein Hörgerät dies nicht mehr leisten kann.
Wenn der Hörverlust so stark ist, dass ein Hörgerät nicht mehr ausreicht, kann ein Cochlea-Implantat die richtige Lösung sein. Viele einseitige CI-Träger nutzen weiterhin ein Hörgerät auf dem anderen Ohr. In den letzten Jahren hat sich das bimodale Hören, d.h. das Tragen eines Hörgeräts auf dem einen Ohr und eines Cochlea-Implantats auf dem anderen Ohr, als Behandlungsoption durchgesetzt. Dieser Trend ist zum Teil der Tatsache geschuldet, dass heute viele CI-Träger über mehr Restgehör verfügen als die klassischen CI-Träger mit hochgradigem Hörverlust.
Im besten Fall reicht das Hörgerät nicht aus, um eine gute Sprachverständlichkeit zu gewährleisten, kann aber das Cochlea-Implantat auf dem gegenüberliegenden Ohr optimal ergänzen. Das Cochlea-Implantat bietet Zugang zu allen Frequenzen (von tiefen bis zu hohen Tönen) und Intensitäten (von leisen bis zu lauten Tönen), wenn der Hörverlust so hoch ist, dass ein Hörgerät dies nicht mehr leisten kann. Die kombinierte Nutzung eines Cochlea-Implantats und eines Hörgeräts kann die Klangqualität und die Sprachverständlichkeit verbessern. Meine Patienten berichten in der Regel, dass sich die Klänge durch die kombinierte Lösung voller und natürlicher anhören. Darüber hinaus geben sie auch häufig an, Musik mehr genießen und in geräuschvollen Umgebungen besser hören zu können.
Abhängig vom Grad an Resthörvermögen können bilaterale Anwender Klangquellen besser lokalisieren, als Anwender, die nur ein Cochlea-Implantat tragen. Nach der Aktivierung des Cochlea-Implantats fragen viele Anwender, "Soll ich weiterhin ein Hörgerät auf dem anderen Ohr tragen?" Meine Antwort lautet auf diese Frage immer, "Ja!". Denn durch meine langjährige klinische Erfahrung kann ich sicher sagen, was immer mehr wissenschaftliche Studien belegen: Mit beiden Ohren hört man besser. Egal, ob Sie bilateral, also mit zwei Cochlea-Implantaten, hören oder bimodal, d.h. mit einem Cochlea-Implantat und einem Hörgerät – Sie hören einfach am besten, wenn beide Ohren zusammenarbeiten.
Gifford RH, Dorman MF, Sheffield SW, Spahr AJ, Teece K, Olund AP. (2014). Availability of binaural cues for bilateral cochlear implant recipients and bimodal listeners with and without hearing preservation. Audiol Neurotol. 19(1):57-71. PMID: 24356514
Gifford RH, Davis TJ, Sunderhaus LW, Driscoll CLW, Fiebig P, Micco A, Dorman MF. (2015). A within-subjects comparison of bimodal hearing, bilateral cochlear implantation, and bilateral cochlear implantation with bilateral hearing preservation: High-performing patients. Otol Neurotol. 36(8):1331-7. PMID: 26164443